Travestie

Das Substantiv Travestie (die) bezeichnet die Darstellung einer Bühnenrolle durch Personen des anderen Geschlechts.

Travestie wird oft in Theater, Kabarett und Varieté verwendet, um Geschlechterrollen spielerisch zu hinterfragen oder zu parodieren. Eine Person, die sich in eine solche Rolle begibt, nennt man Travestiekünstler.

Diese Kunstform kann humorvoll, provokant oder sogar kritisch sein und zielt häufig darauf ab, gesellschaftliche Normen und Erwartungen zu hinterfragen.

Zum Beispiel:

  • „Der berühmte Travestiekünstler legte eine atemberaubende Show hin.“
  • „In der Travestie geht es nicht nur um Verkleidung, sondern auch um die Kunst der Verwandlung und Parodie.“

Das Wort Travestie stammt vom italienischen travestire und dem französischen travestir ab, was „verkleiden“ oder „sich verstellen“ bedeutet. Diese Begriffe gehen auf das lateinische trans (hinüber) und vestire (kleiden, schmücken) zurück.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Geschichte der Travestie ist lang und vielfältig. Bereits im Theater der griechischen Antike wurden alle Rollen von Männern gespielt. Frauen durften nicht auf der Bühne auftreten, und männliche Schauspieler übernahmen auch weibliche Rollen.

Im Mittelalter wurden weibliche Rollen in religiösen und weltlichen Theateraufführungen ebenfalls von Männern gespielt. Dies galt sowohl für geistliche Spiele als auch für Fastnachtsspiele des 15. und 16. Jahrhunderts.

Im England des 16. Jahrhunderts, besonders während des Elisabethanischen Theaters, wurden Frauenrollen von jungen männlichen Schauspielern, den sogenannten Boy Actors, gespielt, da Frauen auf der professionellen Bühne verboten waren. Nach der Stuart-Restauration 1660 durften Frauen erstmals auf die Bühne und spielten oft in Hosenrollen, also als Männer verkleidet.

Das Ballett entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert und war zunächst den Männern vorbehalten. Ab 1681 durften auch Frauen öffentlich tanzen, aber bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden viele Rollen „en travestie“ dargestellt, das heißt, Männer tanzten Frauenrollen und umgekehrt.

In der Oper übernahmen Kastraten oft sowohl männliche als auch weibliche Rollen, insbesondere nachdem Papst Sixtus V. im 16. Jahrhundert Frauen das Singen auf der Bühne verbot. Kastraten wurden bis ins frühe 19. Jahrhundert gefeiert, danach übernahmen Frauen zunehmend ihre Rollen, oft in sogenannten Hosenrollen.

In der modernen Popkultur und der LGBTQ+-Community ist die Travestie weiterhin ein wichtiges Ausdrucksmittel. Drag-Shows, bei denen Dragqueens und Dragkings auftreten, sind ein populäres Format und haben durch Fernsehshows wie „RuPaul’s Drag Race“ internationale Bekanntheit erlangt. Die Besonderheit bei Dragkünstlern ist, dass sie eine dauerhafte Kunstfigur verkörpern, während Travestiekünstler auch in unterschiedliche Rollen schlüpfen.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [tʁavɛsˈtiː]

Verwendungsbeispiele

Die Travestie-Show war ein Höhepunkt des Abends und begeisterte das Publikum mit glamourösen Kostümen und scharfsinnigem Humor.

In vielen Kulturen hat die Travestie eine lange Tradition und dient als Mittel zur Unterhaltung und sozialen Kritik.

Der Film zeigte die Lebensgeschichten mehrerer Travestiekünstler und ihre Kämpfe sowie Erfolge auf der Bühne.

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