Nudging

Das Substantiv Nudging (das) bezeichnet ein „subtiles Anstoßen“, mit dem das Verhalten von Menschen beeinflusst werden kann, ohne auf Verbote oder Gebote zurückzugreifen.

Ein Beispiel für Nudging ist die Platzierung gesunder Lebensmittel am Büfett. Gesunde Speisen können prominenter und attraktiver präsentiert werden, indem sie beispielsweise auf Augenhöhe platziert oder farblich hervorgehoben werden, während ungesunde Snacks nicht auf Augenhöhe oder außer Reichweite sind. So wird ein gesünderes Essverhalten gefördert, ohne den Kunden dazu zu zwingen.

Der Einsatz von Nudging ist in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen populär geworden, darunter im Gesundheitswesen, im Umweltschutz, im Finanzwesen und in der Politik. Regierungen und Organisationen setzen Nudging gezielt ein, um das Verhalten der Bevölkerung in eine bestimmte Richtung zu lenken und so positive gesellschaftliche Auswirkungen zu erzielen.

Ein gutes Beispiel ist die sogenannte Klaviertreppe in Stockholm. Statt der üblichen Rolltreppen wurde eine Treppe in Form eines Klaviers installiert, bei der die Stufen wie Tasten eines Klaviers gestaltet sind und bei Berührung Töne erzeugen. Die Idee dahinter ist es, die Menschen dazu zu ermutigen, die Treppe anstelle der Rolltreppe zu benutzen. Indem die Treppe spielerisch gestaltet ist und zum „Musizieren“ einlädt, werden die Passanten auf unterhaltsame Weise dazu angeregt, die Treppe zu nehmen, anstatt die bequemere, aber weniger aktive Option der Rolltreppe zu wählen.

Nudging klingt auf den ersten Blick positiv. Allerdings gibt es auch Kritik an Nudging. Einige argumentieren, dass es die Autonomie der Menschen einschränken könne, da es darauf abzielt, das Verhalten vorhersehbar zu steuern. Die Grenzen zwischen Nudging und Manipulation sind manchmal unscharf, und es besteht die Gefahr, dass Nudging missbraucht wird, um kommerzielle oder politische Interessen zu fördern, ohne dass die Betroffenen es bemerken. Ein alltägliches Beispiel, das vielen bekannt ist, aber oft vergessen wird, ist, dass Supermärkte teure Produkte gezielt auf Augenhöhe und billigere Produkte weiter unten platzieren. Die Kunden neigen in der Regel dazu, die Produkte, die sich in ihrem direkten Blickfeld befinden, eher wahrzunehmen und auszuwählen.

Trotz der Kontroversen ist Nudging zu einem bedeutenden Werkzeug geworden, um soziale Probleme anzugehen und positive Veränderungen in der Gesellschaft zu fördern. Wichtig ist, dass der Einsatz von Nudging ethisch reflektiert und transparent gestaltet wird, um das Vertrauen der Menschen nicht zu untergraben.

Der Begriff stammt aus dem Englischen und leitet sich vom Verb (to) nudge ab, was so viel bedeutet wie „anstupsen“ oder „schubsen“.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈnad͡ʒɪŋ]

Verwendungsbeispiele

Nudging versteht sich als grundlegende Alternative zu klassischen Steuerungsansätzen wie Verboten oder ökonomischen Anreizen, die beispielsweise fossile Energie und damit Flüge, Autofahrten und tierische Nahrungsmittel teurer machen – etwa durch Emissionshandel oder Ökosteuern. Seine Verfechter sagen: Verbote und wirtschaftliche Anreize funktionierten nicht.
– Felix Ekardt (2017): „Angestupst in die Katastrophe“. DIE ZEIT ONLINE. 25.12.2017

Während der Corona-Pandemie wurden verschiedene Nudging-Techniken eingesetzt, um das Verhalten der Menschen zu beeinflussen und die Einhaltung von Gesundheitsmaßnahmen zu fördern. So wurden an vielen öffentlichen Orten wie Supermärkten, Bahnhöfen und Apotheken Bodenmarkierungen angebracht, um einen Mindestabstand zwischen den Menschen zu gewährleisten. Diese visuellen Hinweise sollten die Menschen ermutigen, den empfohlenen Abstand einzuhalten, ohne dass eine direkte Anweisung gegeben wurde.

Die Regierung setzt auf Nudging, um die Bürger zum Energiesparen zu animieren, anstatt sie mit Verboten zu konfrontieren.

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