Der Begriff Derivat (das) bezeichnet im Allgemeinen etwas, was von etwas anderem abgeleitet wurde, bzw. daraus entstanden ist. Je nach Anwendungsbereich variieren die genauen Bedeutungen jedoch stark.
In der Sprachwissenschaft ist ein Derivat ein Wort, welches durch die Ableitung von einem anderen Wort entstanden ist. Dies geschieht meist durch das Anfügen von Präfixen (Vorsilben) und Suffixen (Nachsilben). Anschauliche Beispiele hierfür sind „reich” und „Reichtum” oder „fahren” und „verfahren”.
In der Chemie ist ein Derivat eine chemische Verbindung, die aus einer anderen entstanden ist. Bekannte Beispiele hierfür sind die Acetylsalicylsäure, der Hauptwirkstoff von Aspirin, die ein Derivat der Salicylsäure ist und Paracetamol, was das besser verträgliche Derivat von Acetanilid ist.
In der Biologie sind Derivate Organe, bzw. genauer gesagt Ausbildungen des Körpers, die sich entwicklungsgeschichtlich auf einen älteren Körperteil zurückführen lassen. So ist beispielsweise das Nervensystem auf Basis des sogenannten Ektoderms gebildet worden, es ist also ein Derivat desselben. Ein etwas weniger abstraktes Beispiel sind Haare oder Federn bei Vögeln, die Derivate (Bildungen) der Haut sind.
In der Informatik ist ein Derivat eine Software, die zwar auf einem anderen Programm basiert, jetzt aber unabhängig von diesem weiterentwickelt wird. Ein Beispiel hierfür wäre Openoffice.org, das sich von dem bis 2010 kommerziell weiterentwickelten Staroffice abspaltete. Aus Openoffice.org entstand wiederum das Derivat Libreoffice nachdem der ursprüngliche Entwickler aufgekauft wurde.
Im Finanzwesen ist ein Derivat ein Termingeschäft, das von einem bestimmten Basiswert abhängen. Ein Termingeschäft ist ein Geschäft an der Börse oder im außerbörslichen Handel, bei dem die Lieferung der Ware oder die Überschreibung des Wertpapiers erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, der Preis aber bereits am Abschlusstag festgelegt wird. Rechtlich gesehen handelt es sich um ein Derivat, wenn der Preis des Termingeschäftes von dem Börsen- oder Marktpreis von Wertpapieren, dem Börsen- oder Marktpreis von Geldmarktinstrumenten, Zinssätzen oder anderen Erträgen, dem Börsen- oder Marktpreis von Waren oder Edelmetallen oder dem Preis von Devisen abhängt.
Der Ausdruck stammt vom lateinischen Substantiv dērīvātum ab und kam in seiner lateinischen Form bereits im 17. Jahrhundert in deutschen Texten vor. Das lateinische Wort ist wiederum das substantivierte Partizip Perfekt des Verbs dērīvāre (Wasser, eine Flüssigkeit ableiten), was seinerseits eine Ableitung mit dem Präfix de ( ab-, weg-, herab) von lat. rīvus (Bach, Wassergraben, Wasserleitung) ist. In der antiken Grammatik wurde es bereits wie heute im Sinne von „ein Wort von einem anderen ab-, herleiten” verwendet
Aussprache
Lautschrift (IPA): [ˌdeʁiˈvaːt]
Verwendungsbeispiele
Wortfamilien sind beim Erlernen einer Fremdsprache sehr hilfreich. Kennt man einmal die Bedeutung des Grundworts und die verschiedenen Präfixe und Suffixe, die in der Sprache verwendet werden, kann man sich die dazugehörigen Derivate meist herleiten.
„Das ist leichter gesagt als getan“, sagt die Chemikerin Claudia Höbartner von der Universität Würzburg. Es gebe bereits viele Abwandlungen des Remdesivir-Moleküls, sogenannte Derivate. „Die Firmen haben solche Derivate aber nicht alle vorrätig und müssten diese für Tests erst neu synthetisieren.“ Gelingt die Virusbremse im Labor, ist das erst die halbe Miete.
-Harro Albrecht (2021): „Wette auf Heilung”. DIE ZEIT ONLINE. 28.01.2021
Die Finanzaufsicht BaFin hat gegen einen ihrer Mitarbeiter wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Wirecard-Wertpapieren Anzeige erstattet. Der Beschäftigte der Wertpapieraufsichtssparte habe am 17. Juni 2020 entsprechende Derivate verkauft – nur einen Tag, bevor Wirecard Luftbuchungen im Umfang von 1,9 Milliarden Euro einräumte.
-DIE ZEIT ONLINE (2021): „BaFin zeigt Mitarbeiter wegen Verdachts auf Insiderhandel an”.28.01.2021.