Das Verb fabulieren bezeichnet das Erzählen von Geschichten oder auch das Spinnen von fantasievollen, oft unwahren oder übertriebenen Erzählungen.
Fabulieren kann sowohl mündlich als auch schriftlich erfolgen und ist eng mit der menschlichen Vorstellungskraft und Kreativität verbunden. Oftmals werden beim Fabulieren Elemente aus der Realität mit fiktiven Elementen vermischt, um eine spannende oder unterhaltsame Geschichte zu kreieren. Es kann sich dabei um Märchen, Legenden, Anekdoten oder einfach nur um ausgeschmückte Erlebnisse handeln.
Gerade in Zeiten, in denen die schriftliche Bildung noch nicht weitverbreitet war und die mündliche Überlieferung eine wichtige Rolle spielte, wie z.B. im Mittelalter, wurden Geschichten, Legenden, Märchen und Anekdoten mündlich weitergegeben. Das Fabulieren von Geschichten war eine zentrale Form der Unterhaltung, der Wissensvermittlung und der kulturellen Überlieferung. In den mittelalterlichen Gesellschaften fungierten Minnesänger, Gaukler und Geschichtenerzähler als wichtige Figuren, die durch ihre Kunst des Fabulierens und Vortragens Menschen in ihren Bann zogen.
Auch heute noch kann Fabulieren eine soziale Funktion haben. In geselligen Runden oder beim Smalltalk können Menschen zum Beispiel Geschichten oder Anekdoten aus ihrem Leben erzählen, um andere zu amüsieren oder eine lockere Atmosphäre zu schaffen.
Auch in der Politik oder anderen Bereichen des öffentlichen Lebens kann man durch Fabulieren bestimmte Ideen vermitteln oder ein bestimmtes Image erschaffen.
Im Gegensatz zu einer Lüge, bei der bewusst die Unwahrheit gesagt wird, geschieht das Fabulieren oft ohne böse Absicht. Es kann als künstlerischer Ausdruck dienen, um die Zuhörer oder Leser zu fesseln und in eine fantasievolle Welt zu entführen. Nichtsdestotrotz kann das Verb auch in einem negativen Sinn verwendet werden, nämlich dann, wenn jemand übertrieben oder unwahr erzählt, um andere zu täuschen oder zu manipulieren. In diesem Fall könnte es als Synonym für „lügen“, „schwätzen“ oder „übertreiben“ verwendet werden und somit eine negative Bedeutung erhalten.
Das Verb fabulieren stammt vom lateinischen fabulari ab, was „sprechen“ oder „erzählen“ bedeutet.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [fabuˈliːʀən]
Verwendungsbeispiele
Der Schriftsteller fabulierte eine abenteuerliche Geschichte über mutige Entdecker und geheimnisvolle Schätze.
Als der kleine Junge gefragt wurde, wie sein Tag in der Schule war, begann er wild zu fabulieren. Er erzählte von einem intergalaktischen Abenteuer, das er in den Pausen erlebt hatte.
Die Ideologen der Querdenker-Bewegung fabulieren vom „Weltsystemcrash“ und einer Übermacht der Notenbanken.
– Michael Blume (2021):Die libertäre Verschwörungsmythologie des Geldes. DIE ZEIT ONLINE. 17.04.2021