aversiv

Das Adjektiv aversiv bezeichnet etwas, das Widerwillen, also Abneigung hervorruft.

Menschen, die an einer Misophonie leiden, reagieren etwa aversiv auf bestimmte Geräusche wie Kauen, Husten oder hörbares Atmen. Diese Abneigung kann so stark sein, dass sie Ekel oder sogar Gewaltfantasien auslöst.

Auch in der Lernpsychologie, die sich mit den psychologischen Vorgängen beim Lernen beschäftigt, spielt der Begriff eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wird häufig von einem aversiven Reiz gesprochen. Ein aversiver Reiz ist ein Reiz, der als unangenehm empfunden wird und den man gerne vermeiden will. Wird beispielsweise ein Kind für ein bestimmtes Verhalten mit Hausarrest bestraft (aversiver Reiz), so wird dieses Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr auftreten.

Umgekehrt kann aber auch der Wegfall eines aversiven Reizes zum Erlernen eines bestimmten Verhaltens führen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn man im Auto sitzt und durch ein lautes, unangenehmes Piepen (aversiver Reiz) daran erinnert wird, den Sicherheitsgurt anzulegen. Sobald dies geschehen ist, verschwindet der aversive Reiz und die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens steigt.

Das Wort leitet sich von dem Substantiv Aversion ab, was vom lateinischen aversio (das Abwenden, die Abkehr) stammt. Die Wurzel des Begriffs findet sich im lateinischen āvertere ‘(abwenden), dessen Wortstamm das Wort vertere (kehren, wenden, drehen) bildet.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [avɛʁˈsiːf]

Verwendungsbeispiele

Facebook ist so gebaut, dass es Interaktion maximiert. Aber ständige Interaktion mit aversiven Informationen ist eben anstrengend. Emotional belastend.
– Christian Stöcker (2017): „Leiden Sie schon an Trump – Erschöpfung?“  SPIEGEL Wissenschaft. 12.02.2017

Die Coronakrise ist auch eine krankheitsbedingte Zwangspause, mit einem gewaltigen, zentralen Unterschied: Dieses extreme und sehr aversive Ereignis betrifft nahezu den ganzen Planeten.
– Christian Stöcker (2020): „Shutdown als Chance“ . SPIEGEL Wissenschaft. 19.04.2020.

Heterosexuelle Männer reagieren auf homosexuelle Videos meistens aversiv.
– Wenke Husmann (2015): „Männer fantasieren anders als Frauen“ . DIE ZEIT MAGAZIN. 13.05.2015.

Kostenlos abonnieren und jeden Tag ein neues Fremdwort lernen

Erhalten Sie mit unserem kostenlosen Newsletter jeden Morgen das Wort des Tages zugeschickt. Sie können sich jederzeit wieder abmelden. Ihre Daten werden nicht zu Werbezwecken an Dritte weitergegeben.