Catfishing (das) beschreibt das Vortäuschen einer falschen Identität in sozialen Netzwerken, auf Datingseiten oder in Chatrooms, oft mit dem Ziel, eine emotionale Beziehung zu einer anderen Person aufzubauen. Dabei wird die Identität einer realen oder fiktiven Person angenommen, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen.
Die Motive für Catfishing sind vielfältig. Sie reichen von der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung bis hin zu gezielten Versuchen, das Opfer emotional oder finanziell auszubeuten.
Ein prominentes Beispiel ist Manti Te’o, ein amerikanischer Fußballspieler, der durch den sogenannten Catfish-Skandal im Jahr 2013 große mediale Aufmerksamkeit erlangte. Te’o gab an, eine Online-Beziehung mit einer Frau namens Lennay Kekua gehabt zu haben. Er erzählte den Medien, dass seine Freundin im selben Jahr an Leukämie gestorben sei. Diese tragische Geschichte erregte großes Aufsehen und wurde von vielen Medien aufgegriffen. Später stellte sich jedoch heraus, dass Lennay Kekua nie existiert hatte. Die Person, mit der Te’o online kommunizierte, war in Wirklichkeit ein Mann namens Ronaiah Tuiasosopo. Tuiasosopo hatte eine komplexe Täuschung inszeniert, indem er gefälschte Social-Media-Profile und sogar eine gefälschte Stimme benutzte, um Te’o glauben zu machen, er kommuniziere mit einer echten Frau. Der Fall wurde als einer der bekanntesten Catfish-Fälle bekannt und führte zu weiteren Diskussionen über die Risiken und Gefahren von Online-Beziehungen. Er machte auch deutlich, wie leicht Menschen im Internet getäuscht werden können, selbst wenn sie in der Öffentlichkeit stehen.
Im psychologischen und soziologischen Kontext ist Catfishing interessant, weil es Fragen nach Identität, Vertrauen und zwischenmenschlichen Beziehungen in der digitalen Welt aufwirft. Catfishing ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem, da es das Vertrauen in Online-Interaktionen insgesamt beeinträchtigen kann.
Der Begriff Catfishing wurde durch die gleichnamige Dokumentarfilmreihe und die darauf basierende Fernsehserie populär. Möglicherweise geht er auf eine Praxis aus der Fischindustrie zurück. Um den gefangenen Kabeljau glauben zu lassen, dass er sich weiterhin im freien Ozean befindet, wurden Katzenwelse (engl. catfish) in die Transportbehälter gesetzt, die den Kabeljau aktiv hielten und somit verhinderten, dass die Tiere während des Transportes starben. In ähnlicher Weise hält der Catfish die Online-Community auf Trab, indem er eine falsche Identität vortäuscht und so die Dynamik der Beziehungen beeinflusst.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [kætfɪʃɪŋ]
Verwendungsbeispiele
Bevor Lisa ihr Online-Date persönlich traf, bestand sie auf einen Videoanruf, um sicherzustellen, dass sie nicht Opfer von Catfishing wurde.
Einige Schulen haben begonnen, Informationsveranstaltungen zum Thema Internet-Sicherheit anzubieten, um Schüler vor den Gefahren des Catfishing zu schützen.
Bei der Suche nach Inspiration ist TikTok selbst keine Hilfe – sondern der Feind. Ich versumpfe auf der For-You-Page, Stunde um Stunde. Catfishing-Videos, in denen Nutzerinnen und Nutzer so viel Make-up verwenden, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen sind, faszinieren mich.
– Vicky Isabelle Bargel (2021):Wie ich einmal 5.000 Menschen mein Doppelkinn zeigte. DIE ZEIT ONLINE. 05.06.2021