Das Verb kujonieren bezeichnet das wiederholte, erniedrigende Schikanieren oder Drangsalieren einer Person.
Das Wort ist im deutschen Sprachraum weniger gebräuchlich, aber es ist ein starker Ausdruck, der eine tiefgreifende Form von Mobbing oder Unterdrückung beschreibt. Wer jemanden kujoniert, hat häufig das Ziel, das Selbstwertgefühl der anderen Person herabzusetzen und sich selbst in eine überlegene Position zu bringen.
Häufig findet dieses Verhalten in hierarchischen Strukturen statt, in denen Machtmissbrauch möglich ist. Dies kann in der Schule, am Arbeitsplatz, aber auch in Beziehungen der Fall sein. Diejenigen, die kujonieren, nutzen ihre Position oder ihre Überlegenheit aus, um andere zu unterdrücken, und die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von persönlicher Unsicherheit bis hin zu kulturell verankerten Verhaltensweisen.
Das Wort kujonieren leitet sich vom lateinischen Substantiv coleus ab, was „Hoden“ bedeutet, und im übertragenen Sinn für „Feigling“ oder „Dummkopf“ verwendet wurde.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [kujoˈniːʀən]
Verwendungsbeispiele
Hannelore Kraft, so viel steht fest, macht Politik auf die aufreibende Art. Wahrscheinlich hat die SPD an Rhein und Ruhr nach dem Machtverlust 2005 genau so jemanden gebraucht. Jemanden, der ihr zuhört, der sie ernst nimmt, der sie mitreden lässt. Jemanden, der sich um sie kümmert, anstatt sie zu kujonieren.
– Stephan Haselberger (2010):„Duell der Misstrauischen“. DIE ZEIT ONLINE. 26.04.2010.
Denn darum ging und geht es bei der Wehrpflicht. Der Staat – ob kaiserlich, demokratisch, faschistisch oder kommunistisch – maß sich an, jungen Männern die Freiheit zu nehmen, sie zu kasernieren, zu kujonieren und dann in den Tod zu schicken, ob sie es wollten oder nicht.
– Alan Posener (2023): „Niemand braucht die Wehrpflicht“. DIE ZEIT ONLINE. o2.92.2023.
Doch niemand sollte sich zu große Hoffnungen auf eine zivile, zahme AfD machen. Ein Blick jenseits der Grenzen zeigt, was nationalistische und rechtsextreme Parteien in Wahrheit antreibt: Es geht darum, bürgerliche Freiheiten zu beschneiden, Minderheiten zu kujonieren, Widerspruch zu kriminalisieren.
– Hasnain Kazim (2020):„Leute, die Orbán bewundern“. DIE ZEIT ONLINE. 07.04.2020.