Ambiguitätstoleranz

Als Ambiguitätstoleranz (die) bezeichnet man die Fähigkeit,

  1. mit mehrdeutigen bzw. widersprüchlichen Situationen umgehen zu können bzw. diese zu ertragen.
  2. andere Sichtweisen und Meinungen zu akzeptieren, ohne sich unwohl zu fühlen.

Menschen neigen dazu, nach Eindeutigkeit, Klarheit und Struktur in der Welt zu suchen. Allerdings finden wir uns oftmals in mehrdeutigen Situation wieder. Mit dieser Ungewissheit kann unterschiedlich umgegangen werden. Personen mit hoher Ambiguitätstoleranz sind offen und positiv im Umgang mit unvorhersehbaren Dingen oder Menschen. In Personen mit geringer Ambiguitätstoleranz lösen unberechenbare Situationen oder Menschen dagegen Unbehagen und Stress aus.

Der Begriff Ambiguitätstoleranz ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern „Ambiguität“ und „Toleranz“. Das Wort Ambiguität geht auf das lateinische ambiguitas zurück, was sich als „Zweideutigkeit“ oder „Doppelsinn“ übersetzen lässt. Das lateinische ambiguitas rührt wiederum vom Verb ambigere (bezweifeln, unschlüssig sein, schwanken) her. Das Wort Toleranz leitet sich vom lateinischen tolerantia (Fähigkeit zu ertragen, Geduld, Duldsamkeit) ab und hat seine Wurzeln im Verb tolerare (erdulden, ertragen).

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ambiɡuiˈtɛːt͡stoləˌʁant͡s]

Verwendungsbeispiele

Gerade in Zeiten der Coronapandemie ist eine hohe Ambiguitätstoleranz von Vorteil, da wir permanent mit Ungewissheit und Widersprüchen konfrontiert werden.

In jedem Fall erwächst aus der Verunsicherung das Bedürfnis, den erfahrenen Kontrollverlust zu kompensieren: durch eine neue Klarheit der Verhältnisse, kulturelle Rückversicherung und eine Überbetonung der Identität. Deshalb die mangelnde Ambiguitätstoleranz, deshalb der dringende Wunsch, die eigene Souveränität mit allen Mitteln zu verteidigen, und sei es mit Hate-Speech oder gewaltsamen Übergriffen.
– Hanno Rauterberg (2019): „Unfrei frei“. DIE ZEIT ONLINE. 06.11.2019.

Die Ambiguitätstoleranz ist keine angeborene Fähigkeit, sondern wird im Laufe des Lebens erworben.

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