Dekadenz

Das Substantiv Dekadenz (die) bezeichnet den Niedergang bzw. Verfall einer Kultur, der sich durch die Entartung von Lebensgewohnheiten oder Lebensansprüchen ausdrückt. In einer der Dekadenz verfallenen Gesellschaft werden Pflichtbewusstsein und Tugenden von Genuss- und Vergnügungssucht abgelöst, was letztlich zu Exzessen und dem Niedergang der besagten Gesellschaft führt (siehe auch dekadent).

So war der Niedergang des Römischen Reichs beispielsweise von Dekadenz geprägt. Die römische Oberschicht verlor sich in Prunk und Orgien und vernachlässigte ihre Pflichten, wodurch das einst scheinbar unbesiegbare Imperium Romanum angreifbar wurde. Aber auch im 21. Jahrhundert gibt es Beispiele für Dekadenz. Während viele Menschen durch steigende Inflation, niedrige Löhne und durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie um ihren Lebensstandard fürchten müssen, frönt eine Reihe von Superreichen dem Luxus und hat den Bezug zum normalen Durchschnittsbürger scheinbar vollständig verloren.

Der Begriff wurde zunächst im 16. Jahrhundert nur im Sinne des wirtschaftlichen Niedergangs aus dem gleichbedeutenden französischen Wort décadence entlehnt, was wiederum seine Wurzeln im mittellateinischen decadentia hat, das auf das lateinische Verb cadere (zu Deutsch: fallen, sinken) zurückgeht. Im 19. Jahrhundert begann der Begriff nach französischem Vorbild auch Richtungen in der Kunst und Literatur zu bezeichnen, die den Verfall einer Gesellschaft thematisieren.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [dekaˈdɛnt͡s]

Verwendungsbeispiele

Zudem bezeichnen die Staatsmedien den Konservatismus von Kirche und Regierungspartei in politischen Sendungen häufig als geistig-moralisches Gegenmodell zur „Dekadenz“ des westlichen Liberalismus.
– Die ZEIT ONLINE (2021): „Moskauer Gerich verurteilt Influencer zu zehn Monaten Haft“. 29.10.2021.

 

Unter konservativen Katholik*innen werden Regenbogenfamilien gern als Symptom der Spätmoderne, der Dekadenz des 21. Jahrhundert diffamiert.
– Jule Govrin (2021): „Es ist Liebe“. Die ZEIT ONLINE. 27.04.2021.

Auch wenn diese Redewendung heute kaum noch verwendet wird, ist sie doch in unser Unterbewusstsein gesickert, wir brauchen sie nicht auszusprechen, weil wir danach handeln – ein Experiment im Restaurant entlarvt unsere misstrauischen Reaktionen auf ärmlich aussehende Kinder, bekannte Zitate wie der 2010 geäußerte Vorwurf des ehemaligen Vizekanzlers Guido Westerwelle, der anstrengungslose Wohlstand durch die Zahlung von Hartz IV führe zu spätrömischer Dekadenz, belegen das.
– Karosh Taha (2020): „Ehrlich und arm sind keine Gegensätze“. Die ZEIT ONLINE. 28.04.2020.

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