Folie à deux

Der Ausdruck Folie à deux (die) bedeutet so viel wie „Geistesstörung zu zweit“ und ist eine induzierte wahnhafte Störung, bei der zwei Menschen an einer gemeinsamen Psychose leiden. Tatsächlich erkrankt ist dabei aber nur eine Person.

Bei einer Folie à deux teilt man sich den Wahnsinn, indem ein ursprünglich psychisch gesunder, jedoch oftmals labiler Mensch, Wahnvorstellungen von einer erkrankten Person übernimmt, sich also gewissermaßen bei ihr „ansteckt“. Während der eigentlich Erkrankte den aktiven Teil der Beziehung einnimmt, ist die andere Person passiv und übernimmt einfach die Wahnvorstellungen und Fixierungen des anderen.

Betroffene stehen sich in der Regel sehr nahe, weisen also eine enge emotionale Bindung auf und sind oftmals sozial von anderen isoliert. Eine Folie à deux kann beispielsweise bei Geschwistern, Partnern oder auch Personen auftreten, die der gleichen Glaubensgemeinschaft angehören.

Ein bekanntes Fallbeispiel für die Folie à deux sind die schwedischen Zwillinge Úrsula und Sabina Eriksson, die einen gemeinsamen Suizidversuch unternahmen, indem sie auf die Fahrbahn einer Autobahn liefen. Beide überlebten allerdings. Während Ursula im Krankenhaus versorgt wurde, wehrte sich Sabina in ihrem Wahn gegen die Einsatzkräfte und tötete zum Schluss auch noch einen Mann, der sie bei sich übernachten ließ.

Das Wort Folie à deux setzt sich zusammen aus dem französischen folie (Wahnsinn) und à deux (zu zweit).

Dieses Phänomen kann auch mehr als zwei Personen betreffen, allerdings ändert sich dann die Bezeichnung. Sind drei Menschen involviert, so spricht man beispielsweise von einer Folie à trois, ist eine ganze Familie Teil des Wahns, dann wird dies als Folie à famille bezeichnet. Dies ist allerdings extrem selten.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [fɔliːaˈdøː]

Verwendungsbeispiele

Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen häufiger von einer Folie à deux betroffen sind als Männer.

Da sich die betroffenen Personen bei einer Folie à deux stets gegenseitig in ihrem Wahn bestärken, ist die einzige Möglichkeit den Teufelskreis zu durchbrechen, die Betroffenen zu trennen und einzeln zu therapieren.

Giordanos und Ulfkottes folie à deux, die in einem intellektuellen Doppelselbstmord zu enden scheint, wäre selbst Stoff für einen Roman.
– Jörg Lau (2007): „Ralph Giordanos intellektueller Selbstmord“ . DIE ZEIT ONLINE. 07.09.2007.

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