Ein neuralgischer Punkt (der) ist eine für Störungen anfällige, empfindliche Schwachstelle von besonderer Tragweite. In vielen Fällen ist ein (kleiner) Punkt gemeint, dessen Störung verhältnismäßig schwere oder weitreichende Konsequenzen hat. Die Störung ist dabei verhältnismäßig leicht herbeizuführen.
Beispiele für neuralgische Punkte:
- Eine wichtige Mitarbeiterin: Fällt sie aus, funktioniert das Unternehmen nicht mehr.
- Mein Gewicht: Spricht es jemand an, bin ich tagelang beleidigt. Speziell diese Art von neuralgischem Punkt nennt man auch einen „wunden Punkt“.
- Eine zentrale Kreuzung: Wird hier gebaut, gibt es Stau im ganzen Stadtteil.
- Ein Straßenabschnitt an einer Klippe: Ein Unfall hier hätte ggf. besonders drastische Folgen.
Ursprünglich kommt der neuralgische Punkt aus der Medizin und meint eine bestimmte Stelle eines oberflächlich verlaufenden Nervs. Stößt man sich an dieser Stelle an oder drückt an ihr herum, kann dies zu überproportional starken Schmerzen führen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Anstoßen des sogenannten Musikantenknochens. Dieser ist eigentlich gar kein Knochen, sondern ein Nerv, nämlich der Nervus ulnaris.
Der Ausdruck geht auf das Substantiv Neuralgie (Nervenschmerzen) zurück, welches aus dem altgriechischen né͞uron (νεῦρον) (Nerv) und álgos (ἄλγος) (Schmerz, Not, Trauer) abgeleitet ist.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [nɔɪ̯ˈʁalɡɪʃɐ pʊŋkt]
Verwendungsbeispiele
Ein ausgesprochen neuralgischer Punkt im Spannungsfeld zwischen Ost und West hingegen ist Westberlin. Diese Großstadt ist, wenn auch nicht rechtlich, so doch politisch eindeutig bundesrepublikanisch.
– Theodor Eschenburg (1962): „Berlins Status quo: eine schiefe Ebene”. DIE ZEIT ARCHIV. 18.05.1962.
Der neuralgische Punkt aber sind vielerorts die Gesundheitsämter. Sie arbeiten oft an ihrer Belastungsgrenze.
– Simmank et al (2020): „So testet Deutschland“. DIE ZEIT ONLINE. 23.03.2020.
Durch eine Paartherapie versuchen die beiden, ein paar neuralgische Punkte ihrer Beziehung zu bearbeiten.
