Ghetto / Getto

Der Begriff Ghetto (das) (alternativ Getto) bedeutet „abgesondertes Wohnviertel“.

Ursprünglich war ein Ghetto ein von Juden bewohnter Stadtteil. Der Ausdruck wird seit dem 16. oder 17. Jahrhundert verwendet, jüdische Stadtteile gab es aber natürlich schon vorher. Zunächst erfolgte diese Abgrenzung freiwillig und diente dem Selbstschutz und der Selbstverwaltung. Sie erleichterte auch die Einhaltung des Sabbats und anderer jüdischer Gebote, wie maximal 1000 Schritte von einer Synagoge entfernt zu leben.

Ab dem 13. Jahrhundert bemühte sich die Kirche in Europa dann zunehmend um eine zwangsweise Abgrenzung der Juden von der christlichen Bevölkerung. Im 17. Jahrhundert gab es schließlich von Mauern umschlossene Ghettos in den meisten großen Städten, wobei die Ghettobewohner oft erheblichen Restriktionen unterworfen waren. In vielen Städten durften die Juden das Ghetto etwa nur zu bestimmten Zeiten verlassen und mussten dann ein deutlich sichtbares Erkennungszeichen tragen.

Während des Nationalsozialismus in Deutschland war ein Ghetto ein vom Militär bewachtes Stadtviertel oder Wohngebiet, in dem Juden unter menschenunwürdigen Bedingungen getrennt von der Restbevölkerung gefangen gehalten wurden. Solche Ghettos wurden geplant errichtet und die jüdische Bevölkerung wurde oft gewaltsam in diese Ghettos deportiert. Neben den jüdischen Ghettos gab es auch Ghettos für Sinti und Roma.

Heute spricht man auch dann von einem Ghetto, wenn andere Menschengruppen (etwa bestimmter Ethnien oder sozialer Schichten) in einem Stadtteil zusammenleben und sich damit von der übrigen Stadtbevölkerung abgrenzen. Der Begriff wird meist abwertend gebraucht und auch als Bezeichnung von sozialen Brennpunkten verwendet. Seltener beschreibt er auch einen Stadtteil, in dem vorrangig privilegierte oder vermögende Menschen leben.

Das Wort Ghetto als Bezeichnung für ein abgesondertes Stadtviertel kommt vom italienischen ghetto aus Berichten über Italien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zwar ist die Etymologie hier nicht eindeutig geklärt, aber es ist sicher, dass in Verbindung mit der von Italien ausgehenden Segregation der Juden in eigenen Stadtvierteln die italienische Bezeichnung auch in andere Sprachen gelangt ist. Das Wort leitet sich von der Insel geto nuovo in Nordvenedig ab, einem Gießereiviertel, in dem im 16. Jahrhundert Juden von Christen getrennt lebten, weshalb ein Zusammenhang mit ital. gettare (Metalle) „in Formen gießen“ möglich ist.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [ˈgɛto]

Verwendungsbeispiele

In vielen Großstädten Amerikas haben sich Ghettos gebildet.

Die Ghettos werden eines nach dem anderen geräumt, ein paar Leute verstecken sich, schreiben letzte Briefe und wissen dabei ganz genau, dass sie nicht überleben werden.
– Christian Staas (2021): „Bald sprechen nur noch die Quellen.“ Die ZEIT Online. 21.04.2021.

 

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