Das Adjektiv prosaisch beschreibt im ursprünglichen Sinne einen in Prosa abgefassten Text. Ein solcher Text ist in ungebundener Sprache verfasst und somit ohne Rhythmus, Reime oder Verse. Beispiele für prosaische Texte wären Erzählungen, Geschichten, Sachtexte etc. Eine Person, die solche Texte verfasst, kann als prosaischer Autor bezeichnet werden.
In der allgemeinsprachlichen Verwendung bedeutet prosaisch jedoch so viel wie „nüchtern, sachlich, trocken” oder „ohne Fantasie”. So sind die Wohnblöcke der DDR, die sich noch heute in großen Teilen Ost-Berlins finden lassen, sehr prosaische Gebäude. Sie erfüllen ihren Zweck, sind jedoch weder optisch besonders ansprechend noch ein Meisterwerk der Architektur.
Das Adjektiv wurde aus dem gleichbedeutenden französischen Wort prōsaïque entlehnt, was seine Wurzeln wiederum im spätlateinischen prōsaicus (in Prosa) hat.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [pʁoˈzaːɪʃ]
Verwendungsbeispiele
Mit seinen Lyrikbänden und Tagebüchern habe er die Literaturszene als feinsinnig humorvoller wie empathischer Beobachter bereichert. „Als lyrischer wie prosaischer Chronist der politischen Umwälzungen 1989/90 und der Transformationsprozesse im Osten und Westen Deutschlands verwandelte er Stimmungslagen und Empfindungen seiner Zeitgenossen in Literatur und Kunstwerke der Sprache.“
-DIE ZEIT ONLINE (2022): „Thomas Rosenlöcher ist tot”. 13.04.2022.
Ein großer Grund für die Scheidung von ihrem Mann war sein prosaisches Verhalten. Er hatte keinerlei Sinn für Romantik oder Fantasie und sah immer alles extrem sachlich, weshalb er auch Dingen wie dem Hochzeitstag oder dem Geburtstag seiner Frau nie besondere Bedeutung beigemessen hat.
Der Bundesverband Deutscher Start-ups schwärmt von „Innovation statt Krise“, beim Statistikamt klingen sie prosaischer und diagnostizieren pandemiebedingte „Nachholeffekte“. Das passt, denn Nachholbedarf haben wir auch. Endlich wieder durch die Straßen bummeln!
-Oskar Piegsa (2021): „Abtippen, Ausdrucken, Wegheften”. DIE ZEIT ONLINE. 10.11.2021.
