Das Substantiv Atavismus (der) wird fachsprachlich genutzt, um das Wiederauftreten von anatomischen Merkmalen oder Verhaltensweisen zu beschreiben, die den unmittelbar vorhergehenden Generationen fehlen. Solch ein Atavismus kann bei Pflanzen, Tieren oder Menschen auftreten.
Im übertragenen Sinne ist ein Atavismus weiterhin eine Auffassung oder ein Verhalten, das einem veralteten Weltbild entspricht und inzwischen als überholt bewertet wird. Damit hat der Ausdruck meist einen kritischen Beiklang.
Das Substantiv ist auf das lateinische atavus (Großvater des Urgroßvaters, Urahn) zurückzuführen.
Aussprache
Hörbeispiel:
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Lautschrift (IPA): [ataˈvɪsmʊs]
Verwendungsbeispiele
Seine Eifersucht ist ein Atavismus, der die Harmonie unserer polyamoren Beziehung stört.
Trotz fortgeschrittener Emanzipation kehren viele junge Familien zum Atavismus des geldverdienenden Vaters und der fürsorglichen Hausfrau zurück.
Ich glaube nicht an die Genialität, auch nicht bei Künstlern. Ich arbeite gern im Kollektiv. Genialität, das ist eine Art Atavismus. Es geht darum, gemeinsam etwas zu erreichen.
– Chris Dercon, „Veränderung tut immer weh“, Der Tagesspiegel, 26.04.2015
Offenbar mutieren liebende Eltern, kaum haben sie ihren eigenen Nachwuchs abgeliefert, zu Rasern, die auf den Nachwuchs anderer keine Rücksicht nehmen. Ein Atavismus zur Erhaltung der eigenen Gene?
– Mark Spörrle, Wieso gibt es vor den Hamburger Schulen keine „Kiss & Ride“-Parkplätze für Eltern?, DIE ZEIT Nº 38/2014