manieriert

Das Adjektiv manieriert bedeutet „erstarrt (in einer bestimmten Art und Weise)“ und drückt aus, dass etwas gekünstelt oder unnatürlich wirkt.

So kann eine manierierte Sprechweise sich beispielsweise dadurch auszeichnen, dass man mit Hängen und Würgen versucht, sich besonders vornehm auszudrücken und mit Fremdwörtern und Vokabeln um sich wirft.

Ein weiteres Beispiel für etwas Manieriertes sind unnatürlich wirkende Posen oder Bildmotive. Sich in einem Ballkleid im Wald mit übertriebenem Gepose ablichten zu lassen, könnte beim Betrachter eher einen steifen und manierierten Eindruck erwecken als besonders authentisch und unbeschwert zu wirken.

Im Kontext der Kunst bezieht sich der Begriff auf den Manierismus, einen Stil bzw. eine Epoche der Kunst, die die Zeit zwischen 1520 und 1600 umfasste. Kunstwerke dieser Stilrichtung zeichneten sich durch ihre Übertriebenheit und ihre Überspitzung aus. Menschliche Figuren hatten beispielsweise keine proportionalen, sondern verlängerte Gliedmaßen. Ein sehr typisches Bild für den Manierismus ist „Madonnas langer Hals“ von Parmigianino (1503-1540).

Das Adjektiv geht auf das altfranzösische maniere (frz. manière) (Art und Weise, Betragen), was eine Substantivierung des altfranzösischen manier (mit der Hand gemacht, geübt, geschickt, gewöhnt) ist und seinen Ursprung im lateinischen manuārius (zu den Händen gehörig, handlich, passend) hat. Abgeleitet wurde das Wort vom lateinischen Substantiv manus, was sich als „Hand“ übersetzen lässt.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [maniˈʁiːɐ̯t]

Verwendungsbeispiele

Ska Keller ist jene Europaabgeordnete der Grünen, die sich die Franzi aus dem Vornamen operieren ließ, um irgendwie knackiger rüberzukommen, individueller. Das ist zwar fürchterlich manieriert und einigermaßen bescheuert, verfehlt aber nicht seine Wirkung.
– Peter Dausend (2017): „Ska, Ker und Co“. DIE ZEIT ONLINE. 02.08.2017.

Denn natürlich kann Keys als Sängerin auch banale Zeilen mit Tiefe füllen. Das wirkt bisweilen durchaus manieriert, immer mal wieder grenzt es an Übertreibung, an Prahlerei mit der eigenen Stimme, aber sie fängt sich stets wieder.
– Fabian Wolff (2016): „Ungeschminkte Haltung“. DIE ZEIT ONLINE. 07.11.2016.

Würde der Flügelstürmer Ricardo Quaresma für Schalke spielen und dort genauso manieriert jeden Freistoß mit dem Außenrist in den Strafraum zirkeln wie ein Sternekoch seine Wachtelbrüstchen garniert, müsste er sehr bald mit Pfiffen und Bierduschen von den eigenen Fans rechnen.
– Oliver Fritsch (2008): „Gier als Motiv“. DIE ZEIT ONLINE. 22.02.2008.

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