Der Ausdruck Othering (das) bezeichnet einen sozialen Prozess, bei dem eine Gruppe oder Einzelpersonen als „die Anderen“ wahrgenommen oder beschrieben werden. Diese „Anderen“ gehören nicht zur eigenen „normalen“ Gruppe. Ihre Andersheit kann auf der Hautfarbe, der Religionszugehörigkeit, der sozialen Herkunft und anderen Faktoren beruhen.
Othering kann auf individueller Ebene stattfinden, wenn Menschen Vorurteile gegenüber Personen entwickeln, die als anders wahrgenommen werden. Es kann aber auch auf gesellschaftlicher und institutioneller Ebene auftreten, wenn bestimmte Gruppen („die Flüchtlinge“ etc.) definiert und systematisch ausgegrenzt oder diskriminiert werden.
Ein Beispiel für Othering ist die Propagandakampagne der Nationalsozialisten im Dritten Reich gegen die Juden. Die Nationalsozialisten führten eine rücksichtslose und brutale Kampagne, in der sie die jüdische Bevölkerung als minderwertige Rasse darstellten.
Eine der Hauptursachen für Othering ist die menschliche Neigung, Personen oder Gruppen, die als anders oder fremd wahrgenommen werden, zu kategorisieren oder zu stereotypisieren. Menschen neigen dazu, sich mit ihrer eigenen Gruppe zu identifizieren und andere Gruppen als anders zu betrachten. Diese Unterscheidung kann zu Vorurteilen, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung führen. Die Überwindung von Othering erfordert Bildung, Empathie und die Bereitschaft, Vorurteile zu hinterfragen und abzubauen, um eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft zu fördern.
Das Wort Othering stammt vom englischen Wort other ab, das „anders“ bedeutet. Die Etymologie des Wortes other lässt sich auf das altenglische Wort ōþer zurückführen, das wiederum seine Wurzeln im germanischen Wort anþar hat.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [ˈʌðərɪŋ]
Verwendungsbeispiele
„Othering“ bedeutet, dass Machtverhältnisse verfestigt werden, in dem man marginalisierte Gruppen benennt, sie zu den „Anderen“ macht und ausschließt.
– Alice Hasters (2019):„Für Weiße fühlt sich Gleichberechtigung nach Unterdrückung an“. DIE ZEIT CAMPUS. 9.11.2019.
Die rassistischen Kommentare des Politikers gegenüber Einwanderern zeigten deutlich, wie Othering als politische Taktik eingesetzt werden kann, um Vorurteile in der Gesellschaft zu schüren.
Ich glaube, man gewöhnt sich als Person of Color in einer weißen Mehrheitsgesellschaft an das Othering, um zu überleben. Wir lernen von klein auf zu koexistieren und uns entsprechend der Normen und Vorstellungen der dominanten Kultur zu verhalten.
– Lisa Neal (2020):„Die Waldorfbewegung ist weiß, wohlhabend und seltsam“. DIE ZEIT ONLINE. 05.02.2020
