Präzedenzfall

Das Substantiv Präzedenzfall (der) wird verwendet, um einen Fall zu bezeichnen, der als Beispiel für zukünftige ähnliche Fälle dienen kann.

Ein tragischer Präzedenzfall war beispielsweise der Amoklauf von Winnenden in Baden-Württemberg, bei dem ein Amokläufer wahllos seine Mitschüler tötete. In den folgenden Monaten häuften sich an anderen Schulen und bei der Polizei Meldungen über Trittbrettfahrer, die sich den Amokläufer von Winnenden zum Vorbild genommen hatten.

Der Begriff ist ein Determinativkompositum aus den Nomen Präzedenz und Fall. Ersteres hat seine Wurzeln im lateinischen praecēdēns, das seinerseits auf das lateinische Verb praecedere (vorher, vorangehen, vorausgehen, beruhen) zurückgeht. Dieses hat seine Wurzeln im lateinischen cēdere (einhergehen, vonstattengehen, weichen). Das Wort Fall leitet sich vom Verb fallen ab, das vom mittelhochdeutschen vallen bzw. vom althochdeutschen fallan stammt.

Aussprache

Lautschrift (IPA): [pʁɛt͡seˈdɛnt͡sˌfal]

Verwendungsbeispiele

Würde Assange an die USA ausgeliefert, argumentiert etwa die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen in einer Petition, würde dies „einen gefährlichen Präzedenzfall für alle Journalistinnen und Journalisten schaffen, die geheime Informationen von öffentlichem Interesse publizieren“.
– Lisa Hegemann (2021): USA erzielen Teilerfolg im Auslieferungsprozess gegen Julian Assange. DIE ZEIT ONLINE. 11.08.2021.

Für die Bestattung eines emeritierten Papstes gibt es keinen Präzedenzfall. So war zunächst unklar, ob der Vatikan sich beim Gewand für Benedikt XVI. nun für Lila entscheiden würde – was bei der Aufbahrung eines Bischofs üblich ist – oder eben für das päpstliche Rot.
– DIE ZEIT ONLINE (2023): „Gläubige bei Trauergottesdienst auf dem Petersplatz erwartet“. 01.01.2023.

Gegen die erzwungene Veröffentlichung von Trumps Steuerunterlagen wandten sich die Republikaner mit dem Argument, dies würde einen gefährlichen Präzedenzfall hinsichtlich des Verlusts der Privatsphäre schaffen. Die Demokraten hielten dagegen, die Veröffentlichung sei im Sinne der Rechtsstaatlichkeit und der Transparenz.
– DIE ZEIT ONLINE (2022): „Demokraten im US-Kongress veröffentlichen Trumps Steuerunterlagen“. 30.12.2022.

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