Das Adjektiv reaktionär bedeutet „gegen fortschrittliche Entwicklungen gerichtet“, „eine Rückkehr zu früheren gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Zuständen anstrebend“ oder „rückschrittlich“.
Reaktionär beschreibt Personen, Ideen oder Maßnahmen, die sich gegen Veränderungen wenden und stattdessen für die Bewahrung oder Wiederherstellung von traditionellen Werten oder Strukturen eintreten. Dabei hat der Begriff häufig einen abwertenden Beiklang, da er als Gegenspieler von Fortschritt und Modernisierung wahrgenommen wird.
Zum Beispiel:
- „Die Partei vertritt reaktionäre Positionen und lehnt jede Art von gesellschaftlichem Wandel ab.“
- „Seine Einstellung gegenüber Frauenrechten wird oft als reaktionär kritisiert.“
Hintergrund
Der Begriff stammt aus dem gleichbedeutenden französischen réactionnaire, abgeleitet von réaction (Reaktion) und zurückgehend auf das lateinische reactio (Gegenwirkung). Der französische Philosoph Montesquieu führte den Begriff réaction zunächst ein, um neutral das Wechselspiel von Aktion und Gegenaktion in der Politik zu beschreiben.
Während der Französischen Revolution ab 1789 erhielt der Begriff eine spezifische Bedeutung: Er wurde zum Gegenbegriff von „fortschrittlich“ und bezeichnete Kräfte, die sich für die Wiederherstellung alter monarchischer und feudaler Strukturen einsetzten.
In Deutschland wird reaktionär heute vor allem verwendet, um Vertreter der Neuen Rechten oder des Rechtspopulismus kritisch zu beschreiben.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [ʁeakt͡si̯oˈnɛːɐ̯]
Verwendungsbeispiele
Die Regierung führte reaktionäre Gesetze ein, die die Pressefreiheit einschränkten.
Sein Vorschlag, das Schulsystem in den Zustand der 1950er Jahre zurückzuversetzen, wurde als reaktionär abgetan.
Der Widerstand gegen die Abschaffung des Adelsprivilegs galt damals als reaktionär.
Ihre reaktionären Ideen stießen bei den progressiven Abgeordneten auf heftige Kritik.