Das Adjektiv supranational bedeutet „überstaatlich“, also über den einzelnen Nationalstaaten stehend oder sie überschreitend.
Der Begriff wird vor allem für politische oder wirtschaftliche Organisationen verwendet, die verbindliche Entscheidungen treffen können, die mehrere Länder betreffen.
Beispiele für supranationale Strukturen sind die Europäische Union und ihre zentralen Institutionen wie die Europäische Kommission, der Europäische Gerichtshof (EuGH) und die Europäische Zentralbank (EZB).
Diese Organe können teilweise unabhängig von den Mitgliedsstaaten handeln. Die EU-Kommission hat etwa das alleinige Vorschlagsrecht für neue EU-Gesetze, der EuGH kann verbindliche Urteile fällen, die in allen Mitgliedsstaaten gelten, und die EZB entscheidet eigenständig über die Geldpolitik im Euro-Raum.
Der Begriff supranational setzt sich zusammen aus dem lateinischen supra (über, darüber hinaus) und natio (Volk, Geburt). Das Wort ist in der politischen Sprache des 20. Jahrhunderts entstanden, insbesondere im Zusammenhang mit europäischen Einigungsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Aussprache
Lautschrift (IPA): [zupʁanat͡si̯oˈnaːl]
Verwendungsbeispiele
Die EU-Kommission ist ein supranationales Organ, das unabhängig von den Regierungen der Mitgliedsstaaten agieren kann.
Einige Politiker befürchten, dass zu viel Macht auf supranationale Institutionen übergeht.
Die Welthandelsorganisation ist keine supranationale Behörde, da ihre Beschlüsse nicht verbindlich durchgesetzt werden können.
Die Idee eines supranationalen Parlaments war damals revolutionär.