vulgär

Das Adjektiv vulgär bezieht sich im alltäglichen Sprachgebrauch meist auf etwas, was auf abstoßende Weise derb oder ordinär ist. Hierbei bezeichnet der Begriff vor allem Sprachelemente, Verhaltensmuster oder einzelne Handlungen, die in der Gesellschaft als tabu oder verachtenswert gelten. So gilt etwa das aufdringliche zur Schau stellen von Reichtum oder sexuellen Reizen als vulgär, aber auch gewisse Sprüche oder Witze können vulgär sein, wenn sie intellektuell anspruchslos und derb sind.

Der Begriff findet zudem im bildungssprachlichen Kontext dann Verwendung, wenn etwas zu einfach, oberflächlich, gewöhnlich oder unwissenschaftlich ist, also nicht „zum Wesen einer Sache vordringt“. So ist ein Dokumentarfilm beispielsweise dann vulgär, wenn er sich nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt, aber die tieferen und relevanten Zusammenhänge nicht beleuchtet.

Das Adjektiv ist eine Entlehnung aus dem lateinischen vulgāris (zu Deutsch: allgemein, alltäglich, allbekannt, öffentlich, gemein), das wiederum vom lateinischen Substantiv volgus / vulgus (zu Deutsch: große Menge, Volk, Masse, Pöbel) abgeleitet werden kann. Es wird vermutet, dass der Begriff auch zum Teil über das französische vulgaire (zu Deutsch: allgemein bekannt, gemein, gewöhnlich, alltäglich) Einzug in die deutsche Sprache fand.

 Aussprache

Lautschrift (IPA): [vʊlˈɡɛːɐ̯]

Verwendungsbeispiele

Auch der Präsident hat in diesen Tagen zu einem ziemlich vulgären Wort gegriffen, um die rund vier Millionen Franzosen, die noch nicht gegen Covid-19 geimpft sind, zu attackieren. Er habe große Lust, sagte Macron, die Ungeimpften – tja, wie übersetzt man das nun? Nimmt man’s wörtlich, bedeutet „emmerder“ so viel wie: mit Scheiße zu bedecken.

-Matthias Kruppa (2021): „Fast immer geht es ums Ganze, nie um Windräder.” Die ZEIT ONLINE. 13.01.2022.

In der deutschen Sprache sei die Nähe zum Analen größer als anderswo, schreibt der Linguist Hans Martin Gauger in Das Feuchte und das Schmutzige: Kleine Linguistik der vulgären Sprache. Wenn die Deutschen schimpften, beleidigten, fluchten oder vulgär würden, verwendeten sie Ausdrücke, die sich auf Exkrementelles oder den Hintern beziehen, während die Nachbarsprachen zu diesem Zweck fast immer ins Sexuelle gingen.
– Silke Weber (2021): „Warum muss der Hintern für so viel herhalten?”. Die ZEIT ONLINE. 12.06.2021.

Ein großes Problem vieler Studenten ist, dass ihre erste wissenschaftliche Arbeit zu vulgär ist und die Thematik nicht ausreichend durchleuchtet wird.

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