Das Substantiv Kairos (der) bedeutet „günstiger Zeitpunkt (für eine Entscheidung)“ oder „entscheidender Augenblick“.
In der griechischen Mythologie wird Kairos als Gottheit beschrieben. Er bewegt sich schnell und unablässig, von seiner Stirn hängt eine lange Locke, sein Hinterkopf ist jedoch kahl und glatt. Er ist also die personifizierte Gelegenheit, die es am Schopf zu packen gilt, bevor sie vorbeigezogen ist.
Vom Kairos spricht man im Allgemeinen dann, wenn man den günstigen, den flüchtigen, den alles entscheidenden Augenblick beschreiben will. Ein solcher Augenblick sticht heraus im Fluss der Zeit (Chronos, das zweite griechische Wort für Zeit). Der Kairos ist etwas Besonderes und etwas Seltenes, geprägt von eminenter Tragweite. Nicht gemeint sind also solch triviale Situationen wie der morgendliche Moment der Entscheidung aufzustehen oder lieber noch fünf Minuten liegenzubleiben.
Der Begriff wurde direkt aus dem Altgriechischen übernommen.
Aussprache
Hörbeispiel:
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Lautschrift (IPA): [kaiˈʁɔs]
Verwendungsbeispiele
Der Kairos hat sich uns geboten, jedoch haben wir ihn – zu meinem großen Bedauern – letztlich doch verpasst.
Sie zögerte nicht und ergriff den Kairos, setzte alles auf eine Karte und schaffte es so, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Wie oft wurde der Kairos der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische „Ablenkung“ versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiären Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte.
– Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg (2008), Verfassung und Verfassungsvertrag.